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Bereitgestellt: 15.06.2024
Reisetagebuch Kultur- und Pilgerreise 2024 - 6. Tagesbericht online
Vom 8. - 14. macht sich eine Gruppe aus dem Unteren Toggenburg und der Region Uznach unter dem Titel "von Ida zu Elisabeth mit Huldrych zu Martin" auf nach Mitteldeutschland, um Stätten und Geschichten in Thüringen, Sachsen und Sachsen Anhalt zu erkunden. Das unten folgende Reisetagebuch wird laufend aktulisiert.
Fabian Kuhn,
Samstag, 8. Juni 2024
«Eine enge Sache»
Pünktlich um 06:45 Uhr startete eine Gruppe von 24 TeilnehmerInnen, 2 Reiseleitern und einem Busfahrer in Lütisburg zur Kultur- und Pilgerreise 2024 nach Mitteldeutschland. Bis dahin ist es von der Schweiz aus bekanntlich ein einigermassen langer Weg. Also führte uns die Reise zuerst einmal nach Wolframs-Eschenbach, einem mittelalterlichen Städtchen südlich von Nürnberg, wo wir in der Alten Vogtei ein köstliches Mittagessen genossen. Reisegruppen und trotzdem à la carte essen? Kein Problem! Dank dem von Michael Steuer entwickelten Frühbestellverfahren kein Problem.
Nach einer kurzen Stadt- und Kirchenbesichtigung und einem Abstecher zur Gelateria führte uns die zweite Etappe mit einem Zwischenhalt bei der Autobahnkirche Himmelskron schliesslich zum Schlosshotel in Schkopau, nahe Halle an der Saale. Ein traumhaftes Hotel im ehemaligen Schloss mit grossem Schlosspark. Aufgrund der vielen Falschparker für den Busfahrer ein Gesellenstück, welches Michael Ritz mit Bravour löste. Zu sagen, dass er auf beiden Seiten des Busses noch mehr als 5cm Platz hatte, wäre eine Übertreibung. Auch am Abend war die Suche nach einem Restaurant eine enge Sache. Nach zwei erfolglosen Versuchen irgendwo unterzukommen, gelang es uns im NinePins-Grillhaus gerade so viele Plätze zu finden, wie für die Gruppe gebraucht wurde. Trotz Standort am Rand der Bunawerke, war die Essensqualität vorzüglich. Von mir aus kann es so weitergehen…
Sonntag, 9. Juni 2024
«Ein paar Kirchen wert»
Nun, was macht man an einem Sonntag auf einer Kultur- und Pilgerreise? Genau! Einen Gottesdienst besuchen. Und zwar nicht irgendeinen. Denn auf dem Marktplatz feierte die evang.-lutherische Gemeinde einen open-air Gottesdienst mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchster. Darin erklang die Kantate «Ach Gott, vom Himmel sieh darein» (BWV 2) von Johann Sebastian Bach. Trotz der schwierigen Suche nach Sitzplätzen auf dem übervollen Marktplatz gelang es uns im kurzerhand zur Kirche umfunktionierten Biergarten des Bachfestes noch ein paar Stühle zu ergattern.
Nach der Besichtigung der Thomaskirche war der zweite Teil des Leipziger Pflichtprogramms an der Reihe: Ein Besuch im Auerbachs Keller. Einer schummrigen Untertagegaststätte, welche schon Luther, getarnt als Junker Jörg beherbergte und welche später Goethe zur Verschriftlichung der Faust-Legenden angeregt hat. Beim anschliessenden Mittagessen an ebendiesem Ort unterliessen wir es aber die 8 sächsischen Eimer Wein zu trinken, sondern begnügten uns mit einem Bruchteil von Fausts 1’200l. Denn nach dem Mittagessen stand eine Kirchenführung in Leipzig auf dem Programm, welche an St. Nikolai, dem Paulinum, und der Probsteikirche vorbeiführten. Letztere beiden entstanden 2017 und 2015. Und das in einer Stadt in der über 85% nicht einer der beiden grossen christlichen Konfessionen angehören…
Nachdem der Samstagabend v.a. von der Suche nach Restaurants in Schkopau geprägt war, sollte uns dies heute Abend nicht wieder passieren. Also liessen wir den Car bei der Rückfahrt kurzerhand in Halle anhalten, wo wir hinter der viertürmigen Marktkirche und dem fünften Turm, dem roten Turm mit einem 45t Glockenspiel – ein Gruss geht an die Hulftegg –, wunderbar noch ein paar Häppchen geniessen konnten.
Montag, 10. Juni 2024
«Wittenberg Wanderung»
Wer auf eine Kultur- und Pilgerreise in den Osten Deutschlands geht, der kommt um Wittenberg fast nicht herum. Dem weissen Berg (ganze 76 MüM) auf halbem Weg zwischen Berlin und Leipzig. Denn in der Universitätsstadt Wittenberg nahm die Reformation mit dem Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther an die Türe der Schlosskirche ihren Anfang.
In einer solch geschichtsträchtigen Stadt beschlossen wir nicht auf Qualität der Reiseleitung bei der Führung zu vertrauen, sondern Profis ans Werk zu lassen. Nun, die Erfolgsquote bei diesem Transfer betrug 50%. Währen der Guide in der Lutherausstellung am Morgen nicht viel mehr zu sagen hatte, als was wir selbst auch auf den Tafeln im Museum über Martin Luther lesen konnten, schaffte es die Stadtführerin am Nachmittag mit Bildern und der einen oder anderen Episode die Geschichte der Stadt aufleben zu lassen. Was bei der Führung am Nachmittag besonders auffiel: Wittenberg ist kein Rom. Reformation bedeutet immer auch Veränderung, so dass die Luthereiche schon zwei Mal gepflanzt und die Thesentür an der Schlosskirche schon drei Mal produziert wurde. Ja, Wittenberg wurde trotz Kultstatus als Lutherstadt einerseits immer wieder von Konflikten heimgesucht, andererseits war die Veränderung auch im Innern der imposanten Stadtkirche vielfach gewollt.
Die Rückfahrt am Abend erfolgte über den Naturpark Dübener Heide mit einer reichhaltigen Seenlandschaft. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist: Sämtliche Seen sind ehemalige Braunkohletagbaue, nun umfunktioniert zu Wasserspeichern und Biotopen. Zu unserem Pech kamen je später der Abend wurde immer mehr Wind, Wolken und Regen auf, so dass wir schliesslich etwas vorzeitig wieder von Bitterfeld aufbrachen.
So, und jetzt geht’s ein letztes Mal an die Hotelbar, bevor wir Morgen von Schkopau aufbrechen und nach Weimar verschieben.
Dienstag, 11. Juni 2024
«Wenn Führungen führen, führen Führungen hinter Führungen nach»
Dieses abgewandelte Sprichwort bringt den heuten Transfertag von Schkopau nach Weimar schön auf den Punkt. Doch beginnen wir vorne: Als erstes stand heute Morgen das Kloster Helfta auf dem Programm. Einer Klosteranlage die Mittelalter Zentrum der deutschen Mystik war und auf welcher seit der Wende wieder ein Zisterzienserinnenkloster errichtet wurde. Die Führung gestaltete Sr. Gratia, eine rumänische Nonne.
Danach führte uns unsere Reise in die Domstadt Naumburg, wo nach dem Mittagessen die Stadtkirche St. Wenzel und die Dom Kirche auf dem Programm standen. In die Geheimnisse des Doms, welche bei einer kombinierten Kirchenführung und Weindegustation erschlossen werden konnte führte uns Herr Kal, ein katholischer Schwabe ein. Dabei stellte sich schnell die Frage: Zu welcher Konfession gehören diese Kirchgebäude. Erst bei genauem hinsehen wurde klar: da ein Volksaltar fehlt, müssen sie lutherisch sein. Ja, manche orthodox-lutherische Kirchen kennen bis heute Messformen, welche mit dem 2. Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche längst überwunden wurden.
Die Abendführung durch Weimar, das seit heute Abend unser Hotelstandort ist, gestaltete Herr Renner, welcher auf eindrücklichste Art bewies: Stadtführungen in der Kulturhauptstadt müssen nicht langweilig und spiessig sein. Die komischsten Geschichten schreibt immer noch die Realität.
Mittwoch, 12. Juni 2024
«Auf und ab im Thüringerwald»
In den ersten Tagen unserer Kultur- und Pilgerreise konnte man zum Urteil gelangen: Mitteldeutschland, das besteht aus ein paar historischen Städten, tausenden von Windkraftwerken und unendlichen flachen Landschaften, wo Erhebungen von 76 Meter über Meer bereits als «Weisser Berg» oder eben «Wittenberg» bezeichnet werden müssen. Die heutige Tagestour durch den Thüringerwald lehrte uns, dass es auch andere landschaftliche Gebiete in der ehemaligen DDR gibt. Und ganz besonders auch Hügel, die diesen Namen auch verdienen.
Die heutige Tour führte uns nach Schmalkalden, dem Ort wo 1531 das erste protestantische Verteidigungsbündnis geschlossen wurde. Obwohl die Protestanten den Krieg 1547 verloren, legte es doch die Grundlage für die schnelle Ausbreitung des evangelischen Glaubens, welcher trotz militärischem Misserfolg nicht mehr auszulöschen war. In der Kirche St. Georg feiern Lutheraner und Reformierte – da die hessischen Herrscher immer mal wieder dem Calvinismus zuneigten – bis heute gemeinsam Gottesdienst als evangelische Kirche. Manchmal gar nach reformiertem Ritus wie bei uns.
Nach einem thüringischen Mittagessen im Ehrental stand eine Pflichttermin auf dem Programm: Die Wartburg. Als Wohnort der hl. Elisabeth von Thüringen und als Versteck von Martin Luther ein geschichtsträchtiger Ort für beide Konfessionen. Mit Witz und Charm führte uns der Führer Herr Bernhardt durch die verschiedenen alten und von den Preussen wiederhergestellten Räume des Schlosses. Ja, die Vergangenheit ist eben immer so wie man sie sich rekonstruiert 😊. Den Abend liessen wir bei ein paar Bierchen in Weimar ausklingen. Aber jetzt ab ins Bett. Morgen wartet nochmals ein happiges Programm auf uns.
Donnerstag, 13. Juni
«Schweigen ist Gold»
Als die amerikanischen Soldaten am 16. April 1945 – fünf Tage nach der Befreiung – 1'000 Bürgerinnen und Bürger aus Weimar über das Gelände des KZ Buchenwaldes führten, da behaupteten Viele: «Von dem Morden, dem Quälen, dem Entrechten, dem Foltern wussten wir nichts.» Wegschauen, eine beliebte Strategie, gerade wenn die Konfrontation mit dem Geschehenen einem persönlich belastet. Auf dieser Kultur- und Pilgerreise wollten wir nicht wegsehen und so stellten wir uns der Herausforderung. Einige wenige Bilder sollen das Grauen zeigen. Immer im Wissen: «Nie wieder!»
Den Nachmittag verbrachten wir in Erfurt mit weniger drückenden Themen. Stattdessen genossen wir den Sonnenschein, wurden aber mit der Shoah ein zweite Mal bei der Alten Synagoge konfrontiert, welche als eine von wenigen Synagogen die Novemberpogrome 1938 überlebte, da sie damals ein Tanzsaal und eine Kegelbahn war und aufgrund der Vorbauten niemand mehr den sakralen Stil der Fenster erkennen konnte.
Den letzten Abend verbrachten wir im Wirtshaus unmittelbar neben unserem Hotel. Und morgen, da ist unsere Reise bereits wieder zu Ende. Nach 6 intensiven Tagen mit reichhaltigem Programm, freuen wir uns morgen bei der Rückfahrt das eine oder andere Nickerchen im Car zu geniessen.
Das war’s – auch vom Reisetagebuch. Ich sage «Danke» fürs Lesen und wünsche euch eine gesegnete Zeit.
Freitag, 14. Juni
«Eine enge Sache»
Pünktlich um 06:45 Uhr startete eine Gruppe von 24 TeilnehmerInnen, 2 Reiseleitern und einem Busfahrer in Lütisburg zur Kultur- und Pilgerreise 2024 nach Mitteldeutschland. Bis dahin ist es von der Schweiz aus bekanntlich ein einigermassen langer Weg. Also führte uns die Reise zuerst einmal nach Wolframs-Eschenbach, einem mittelalterlichen Städtchen südlich von Nürnberg, wo wir in der Alten Vogtei ein köstliches Mittagessen genossen. Reisegruppen und trotzdem à la carte essen? Kein Problem! Dank dem von Michael Steuer entwickelten Frühbestellverfahren kein Problem.
Nach einer kurzen Stadt- und Kirchenbesichtigung und einem Abstecher zur Gelateria führte uns die zweite Etappe mit einem Zwischenhalt bei der Autobahnkirche Himmelskron schliesslich zum Schlosshotel in Schkopau, nahe Halle an der Saale. Ein traumhaftes Hotel im ehemaligen Schloss mit grossem Schlosspark. Aufgrund der vielen Falschparker für den Busfahrer ein Gesellenstück, welches Michael Ritz mit Bravour löste. Zu sagen, dass er auf beiden Seiten des Busses noch mehr als 5cm Platz hatte, wäre eine Übertreibung. Auch am Abend war die Suche nach einem Restaurant eine enge Sache. Nach zwei erfolglosen Versuchen irgendwo unterzukommen, gelang es uns im NinePins-Grillhaus gerade so viele Plätze zu finden, wie für die Gruppe gebraucht wurde. Trotz Standort am Rand der Bunawerke, war die Essensqualität vorzüglich. Von mir aus kann es so weitergehen…
Sonntag, 9. Juni 2024
«Ein paar Kirchen wert»
Nun, was macht man an einem Sonntag auf einer Kultur- und Pilgerreise? Genau! Einen Gottesdienst besuchen. Und zwar nicht irgendeinen. Denn auf dem Marktplatz feierte die evang.-lutherische Gemeinde einen open-air Gottesdienst mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchster. Darin erklang die Kantate «Ach Gott, vom Himmel sieh darein» (BWV 2) von Johann Sebastian Bach. Trotz der schwierigen Suche nach Sitzplätzen auf dem übervollen Marktplatz gelang es uns im kurzerhand zur Kirche umfunktionierten Biergarten des Bachfestes noch ein paar Stühle zu ergattern.
Nach der Besichtigung der Thomaskirche war der zweite Teil des Leipziger Pflichtprogramms an der Reihe: Ein Besuch im Auerbachs Keller. Einer schummrigen Untertagegaststätte, welche schon Luther, getarnt als Junker Jörg beherbergte und welche später Goethe zur Verschriftlichung der Faust-Legenden angeregt hat. Beim anschliessenden Mittagessen an ebendiesem Ort unterliessen wir es aber die 8 sächsischen Eimer Wein zu trinken, sondern begnügten uns mit einem Bruchteil von Fausts 1’200l. Denn nach dem Mittagessen stand eine Kirchenführung in Leipzig auf dem Programm, welche an St. Nikolai, dem Paulinum, und der Probsteikirche vorbeiführten. Letztere beiden entstanden 2017 und 2015. Und das in einer Stadt in der über 85% nicht einer der beiden grossen christlichen Konfessionen angehören…
Nachdem der Samstagabend v.a. von der Suche nach Restaurants in Schkopau geprägt war, sollte uns dies heute Abend nicht wieder passieren. Also liessen wir den Car bei der Rückfahrt kurzerhand in Halle anhalten, wo wir hinter der viertürmigen Marktkirche und dem fünften Turm, dem roten Turm mit einem 45t Glockenspiel – ein Gruss geht an die Hulftegg –, wunderbar noch ein paar Häppchen geniessen konnten.
Montag, 10. Juni 2024
«Wittenberg Wanderung»
Wer auf eine Kultur- und Pilgerreise in den Osten Deutschlands geht, der kommt um Wittenberg fast nicht herum. Dem weissen Berg (ganze 76 MüM) auf halbem Weg zwischen Berlin und Leipzig. Denn in der Universitätsstadt Wittenberg nahm die Reformation mit dem Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther an die Türe der Schlosskirche ihren Anfang.
In einer solch geschichtsträchtigen Stadt beschlossen wir nicht auf Qualität der Reiseleitung bei der Führung zu vertrauen, sondern Profis ans Werk zu lassen. Nun, die Erfolgsquote bei diesem Transfer betrug 50%. Währen der Guide in der Lutherausstellung am Morgen nicht viel mehr zu sagen hatte, als was wir selbst auch auf den Tafeln im Museum über Martin Luther lesen konnten, schaffte es die Stadtführerin am Nachmittag mit Bildern und der einen oder anderen Episode die Geschichte der Stadt aufleben zu lassen. Was bei der Führung am Nachmittag besonders auffiel: Wittenberg ist kein Rom. Reformation bedeutet immer auch Veränderung, so dass die Luthereiche schon zwei Mal gepflanzt und die Thesentür an der Schlosskirche schon drei Mal produziert wurde. Ja, Wittenberg wurde trotz Kultstatus als Lutherstadt einerseits immer wieder von Konflikten heimgesucht, andererseits war die Veränderung auch im Innern der imposanten Stadtkirche vielfach gewollt.
Die Rückfahrt am Abend erfolgte über den Naturpark Dübener Heide mit einer reichhaltigen Seenlandschaft. Was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist: Sämtliche Seen sind ehemalige Braunkohletagbaue, nun umfunktioniert zu Wasserspeichern und Biotopen. Zu unserem Pech kamen je später der Abend wurde immer mehr Wind, Wolken und Regen auf, so dass wir schliesslich etwas vorzeitig wieder von Bitterfeld aufbrachen.
So, und jetzt geht’s ein letztes Mal an die Hotelbar, bevor wir Morgen von Schkopau aufbrechen und nach Weimar verschieben.
Dienstag, 11. Juni 2024
«Wenn Führungen führen, führen Führungen hinter Führungen nach»
Dieses abgewandelte Sprichwort bringt den heuten Transfertag von Schkopau nach Weimar schön auf den Punkt. Doch beginnen wir vorne: Als erstes stand heute Morgen das Kloster Helfta auf dem Programm. Einer Klosteranlage die Mittelalter Zentrum der deutschen Mystik war und auf welcher seit der Wende wieder ein Zisterzienserinnenkloster errichtet wurde. Die Führung gestaltete Sr. Gratia, eine rumänische Nonne.
Danach führte uns unsere Reise in die Domstadt Naumburg, wo nach dem Mittagessen die Stadtkirche St. Wenzel und die Dom Kirche auf dem Programm standen. In die Geheimnisse des Doms, welche bei einer kombinierten Kirchenführung und Weindegustation erschlossen werden konnte führte uns Herr Kal, ein katholischer Schwabe ein. Dabei stellte sich schnell die Frage: Zu welcher Konfession gehören diese Kirchgebäude. Erst bei genauem hinsehen wurde klar: da ein Volksaltar fehlt, müssen sie lutherisch sein. Ja, manche orthodox-lutherische Kirchen kennen bis heute Messformen, welche mit dem 2. Vatikanischen Konzil in der katholischen Kirche längst überwunden wurden.
Die Abendführung durch Weimar, das seit heute Abend unser Hotelstandort ist, gestaltete Herr Renner, welcher auf eindrücklichste Art bewies: Stadtführungen in der Kulturhauptstadt müssen nicht langweilig und spiessig sein. Die komischsten Geschichten schreibt immer noch die Realität.
Mittwoch, 12. Juni 2024
«Auf und ab im Thüringerwald»
In den ersten Tagen unserer Kultur- und Pilgerreise konnte man zum Urteil gelangen: Mitteldeutschland, das besteht aus ein paar historischen Städten, tausenden von Windkraftwerken und unendlichen flachen Landschaften, wo Erhebungen von 76 Meter über Meer bereits als «Weisser Berg» oder eben «Wittenberg» bezeichnet werden müssen. Die heutige Tagestour durch den Thüringerwald lehrte uns, dass es auch andere landschaftliche Gebiete in der ehemaligen DDR gibt. Und ganz besonders auch Hügel, die diesen Namen auch verdienen.
Die heutige Tour führte uns nach Schmalkalden, dem Ort wo 1531 das erste protestantische Verteidigungsbündnis geschlossen wurde. Obwohl die Protestanten den Krieg 1547 verloren, legte es doch die Grundlage für die schnelle Ausbreitung des evangelischen Glaubens, welcher trotz militärischem Misserfolg nicht mehr auszulöschen war. In der Kirche St. Georg feiern Lutheraner und Reformierte – da die hessischen Herrscher immer mal wieder dem Calvinismus zuneigten – bis heute gemeinsam Gottesdienst als evangelische Kirche. Manchmal gar nach reformiertem Ritus wie bei uns.
Nach einem thüringischen Mittagessen im Ehrental stand eine Pflichttermin auf dem Programm: Die Wartburg. Als Wohnort der hl. Elisabeth von Thüringen und als Versteck von Martin Luther ein geschichtsträchtiger Ort für beide Konfessionen. Mit Witz und Charm führte uns der Führer Herr Bernhardt durch die verschiedenen alten und von den Preussen wiederhergestellten Räume des Schlosses. Ja, die Vergangenheit ist eben immer so wie man sie sich rekonstruiert 😊. Den Abend liessen wir bei ein paar Bierchen in Weimar ausklingen. Aber jetzt ab ins Bett. Morgen wartet nochmals ein happiges Programm auf uns.
Donnerstag, 13. Juni
«Schweigen ist Gold»
Als die amerikanischen Soldaten am 16. April 1945 – fünf Tage nach der Befreiung – 1'000 Bürgerinnen und Bürger aus Weimar über das Gelände des KZ Buchenwaldes führten, da behaupteten Viele: «Von dem Morden, dem Quälen, dem Entrechten, dem Foltern wussten wir nichts.» Wegschauen, eine beliebte Strategie, gerade wenn die Konfrontation mit dem Geschehenen einem persönlich belastet. Auf dieser Kultur- und Pilgerreise wollten wir nicht wegsehen und so stellten wir uns der Herausforderung. Einige wenige Bilder sollen das Grauen zeigen. Immer im Wissen: «Nie wieder!»
Den Nachmittag verbrachten wir in Erfurt mit weniger drückenden Themen. Stattdessen genossen wir den Sonnenschein, wurden aber mit der Shoah ein zweite Mal bei der Alten Synagoge konfrontiert, welche als eine von wenigen Synagogen die Novemberpogrome 1938 überlebte, da sie damals ein Tanzsaal und eine Kegelbahn war und aufgrund der Vorbauten niemand mehr den sakralen Stil der Fenster erkennen konnte.
Den letzten Abend verbrachten wir im Wirtshaus unmittelbar neben unserem Hotel. Und morgen, da ist unsere Reise bereits wieder zu Ende. Nach 6 intensiven Tagen mit reichhaltigem Programm, freuen wir uns morgen bei der Rückfahrt das eine oder andere Nickerchen im Car zu geniessen.
Das war’s – auch vom Reisetagebuch. Ich sage «Danke» fürs Lesen und wünsche euch eine gesegnete Zeit.
Freitag, 14. Juni